Therapie

Gesellschaftliche Veränderungen haben dazu beigetragen die konkreten Bedingungen des Aufwachsens von Kindern gravierend zu verändern. Der Lebensalltag ist gekennzeichnet von einem widersprüchlichen und unausbalancierten Verhältnis zwischen den Anforderungen an schnelle Verselbstständigung der Kinder und hoher Anpassung an die Lebenswelt der Eltern.

Die zur Verfügung stehende Zeit wird eingeteilt, Kinder sind häufig fremdbestimmt und gedrängt. Die hohe Mobilität der Familien beschert den Kindern auseinanderliegende Lebensorte und eine institutionalisierte Kindheit, Familienerfahrungen geraten in den Hintergrund.


Umso wichtiger wird der Lebensort Kindertagesstätte mit einem Angebot, das Alltag neu definiert, Entwicklungsanreize organisiert und Erfahrungen ermöglicht, die einen Ausgleich schaffen. Deshalb bieten Spezialist*innen wie Logopäd*innen, Physio- und Ergotherapeut*innen und Frühförder*innen ihre Dienste an.

Beispielsweise sind Spracherfahrungen mit Kindern vielseitig, erneuernd, fragend, schaffend. Sprache ist Begegnung, gestenreich und bewegungsintensiv. Sprache ist das Schaffen und Fassen von Bildern, Erlebnissen und Zusammenhängen. Sprechen bedeutet zuwenden, fragen, suchen und ausdrücken.

In der Logopädietherapie begegnen uns Kinder mit Sprachentwicklungsauffälligkeiten, Kinder, die motorisch nicht in der Lage sind die mannigfaltigen Bewegungen durchzuführen und Probleme entwickeln, die Zunge bzw. Lippen entsprechend angepasst zu spannen oder zu lösen um Laute und Lautverbindungen zu artikulieren.

Ergotherapie dient der Wiederherstellung, Entwicklung, Verbesserung, Erhaltung oder Kompensation der krankheitsbedingten gestörten Funktionen in der Motorik, Sensorik, Psyche und der kognitiven Leistungen. Ergotherapie in der Pädiatrie ist ein Arbeitsfeld, das sich speziell auf die kindliche Entwicklung bezieht. Dabei wird auf die grundlegenden sensomotorischen Funktionen und Fertigkeiten der Kinder mittels entsprechender Methoden Einfluss genommen. Der Therapeut stützt sich dabei auf Erkenntnisse aus der Neurophysiologie, der Pädagogik, der Entwicklungsphysiologie und auf das Wissen um normale sensomotorische Entwicklung und deren Abweichungen.

Ein körpernahes Arbeiten in der Therapie hilft dem Kind sich besser wahrzunehmen und somit können sich die sensorischen Voraussetzungen zum Handeln besser entwickeln. Oft ist es sinnvoll, über die Stärken eines Kindes seine Schwächen zu beeinflussen. Dabei geht es eher um gezielte Impulse zur Gesamtentwicklung, als um das Üben von Einzelleistungen.

Therapeutisches Reiten

Einmal pro Woche fahren wir (außer im Winter) mit unseren Integrationskindern zum therapeutischen Reiten in eine nahe gelegene Reitanlage. Die Reitstunde umfasst pädagogische, psychologische, psychotherapeutische, rehabilitative und sozial-integrative Maßnahmen, die über das Medium Pferd umgesetzt werden. Hier kommt die sogenannte Hippotherapie, eine krankengymnastische Übungsbehandlung auf dem Pferd unter neurophysiologischen Kriterien zur Anwendung. Das Kind wird ganzheitlich angesprochen, d.h. es wird körperlich, emotional, geistig und sozial gestärkt. Die dreidimensionalen Schwingungen des Pferderückens wirken fördernd auf die Stimulierung von Gleichgewichtsreaktion und Koordination. Diese Bewegungsimpulse des Pferdes werden auf Becken und Wirbelsäule des Kindes übertragen, so dass sich der gesamte Bewegungsapparat immer wieder neu einpendelt.

Neurophysiologische Entwicklungsförderung ( NDT/ INPP)

INPP ist die Abkürzung für „The Institute of Neuro-Physiological Psychology“, ansässig in Chester/ England. Seit den siebziger Jahren hat das INPP unter Leitung von Dr. Peter Blythe (bis 2001) und Sally Goddard Blythe (seit 2001) Auswirkungen frühester Störungen in der Entwicklung des zentralen Nervensystems auf die Entwicklung in Bezug auf Bewegung, Wahrnehmung, Verhalten und Lernen erforscht. Die INPP (Integrierte neurophysiologische Psychologie) hat auf Grund dessen ein diagnostisches Instrumentarium entwickelt, mit dessen Hilfe bei Kindern ab ca. fünf Jahren (aber auch bei Jugendlichen und Erwachsenen) diese noch unreifen neuromuskulären Muster im jeweiligen Ausprägungsgrad erfasst werden können. Ein Programm zur Stimulierung und Hemmung von Reflexen besteht aus spezifischen stereotypen Bewegungen, die über einen Zeitraum von neun bis zwölf Monaten etwa fünf bis zehn Minuten täglich in Form eines Trainings durchgeführt werden. In regelmäßigen Abständen wird der Erfolg der Übungen von einer neuropysiologischen Entwicklungsförder*in überprüft und die Übungen werden entsprechend angepasst.